Gynäkologie
Die Psychoanalyse

Die Psychoanalyse ist eine Persönlichkeitstheorie, eine Krankheitslehre und eine Behandlungstechnik für psychische Störungen.

Die psychoanalytische Methode ist dadurch gekennzeichnet, dass der Therapeut auf unbewusste Konflikte des Patienten Einfluss nimmt und so Veränderungen des Erlebens und Verhaltens bewirkt. Hierzu wird der Patient aufgefordert, alles auszusprechen, was ihn beschäftigt. Diese freien Assoziationen werden in Zusammenhang mit den unbewussten Konflikten gebracht, die das Erleben und Verhalten determinieren. Diese Deutungen klären die unbewussten Erlebens- und Verhaltensmuster auf, sie analysieren diese. Weitere Elemente der psychoanalytischen Behandlung sind die gleichschwebende Aufmerksamkeit und die Abstinenz des Therapeuten, die Regression, die Übertragung, die Gegenübertragung und der Widerstand.

Die Dauer einer psychoanalytischen Behandlung liegt bei ca. 300 Stunden und findet zwei bis drei Mal wöchentlich statt. Hierzu liegt der Patient auf der Couch, der Therapeut sitzt außerhalb seines Blickfeldes hinter ihm. Diese Anordnung erleichtert dem Patienten, seine Phantasien, Gefühle und Erinnerungen wahrzunehmen und diese mitzuteilen. 

Zur Vertiefung: Die psychoanalytischen Therapieverfahren von Dr. Karin Bell und Prof. Dr. M.B. Buchholz im Auftrag der DGPT - Deutsche Gesellschaft für Psychoanalyse, Psychotherapie, Psychosomatik und Tiefenpsychologie

Die Psychoanalyse umfasst

1.
eine Persönlichkeitstheorie mit Aussagen über Entwicklung, Struktur und Funktion der menschlichen Psyche in Gesundheit und Krankheit. Hintergrund dieser Theorie ist ein Menschenbild, das besagt, dass unbewusste Faktoren unser Denken, Handeln und Fühlen beeinflussen und dass diese unbewussten Faktoren zu inneren Konflikten führen.
2.
eine Krankheitslehre mit Aussagen über die Entstehung und Heilungsbedingungen von seelischen Krankheiten. Die Krankheitslehre hat verschiedene seelische Konflikte im Zentrum. Sie untersucht deren Auswirkungen auf die Entwicklung des Menschen, auf seinen Körper und auf seine Beziehungen zu anderen Menschen. Neben Konflikten thematisiert sie Entwicklungsdefizite und den Einfluss von traumatischen Erfahrungen im Sinne von seelischen Verletzungen. Die Psychoanalyse geht von engen Wechselwirkungen zwischen Konflikt und Trauma aus, wobei die Grenzen zwischen äußeren Traumatisierungen und inneren Konflikten, die zu Traumata werden, nicht immer eindeutig gezogen werden können.
3.
Behandlungsmethoden mit unterschiedlicher Dauer, Zielsetzung und unterschiedlichen Rahmenbedingungen auf der Basis dieser Krankheitslehre. Zu diesen Behandlungsmethoden gehören im Einzelnen:
unterschiedliche Methoden analytischer Kurzzeittherapien von der Notfallbehandlung über die Krisenintervention bis zur Fokaltherapie.
mittelfristige Therapieverfahren wie die tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie, die dynamische Psychotherapie oder die längerfristig Halt gewährende Therapie
die analytische Psychotherapie als Langzeitverfahren sowie die eigentliche Psychoanalyse als eine spezifische Behandlungsform mit mehreren Sitzungen pro Woche.

Allen Behandlungsmethoden sind einige grundlegende Operationsprinzipien gemeinsam. Die Annahme, dass sich die bei den frühen Objekten gebildeten Erwartungen auch an den Therapeuten richten, wird als Übertragung bezeichnet. Dass der Patient auch an seiner Störung festhält und Angst gegen deren Überwindung entwickelt, mündet in das ein, was in der Behandlung dann Widerstand heißt. Der Patient, so lehrt die Erfahrung, geht innerlich an jenen Punkt in seiner Entwicklung zurück, an dem die Störung eingesetzt hat, um von dort aus einen Neustart im Schutz der therapeutischen Beziehung zu versuchen. Das wird als Regression bezeichnet; sie ist ein nicht willentlich steuerbarer, in der Behandlung sich einstellender Prozess. Übertragung, Widerstand und Regression handhaben zu lernen macht die wesentliche therapeutische Kunstfertigkeit aus.

Die emotionale Antwort des Therapeuten auf Übertragung, Regression und Widerstand wird als Gegenübertragung zusammengefasst und umgreift eine differenzierte Palette fein abgestufter, emotionaler Reaktionen, die der Therapeut zum Verständnis des unbewussten Geschehens zu nutzen gelernt hat. Er teilt jedoch seinem Patienten von seiner eigenen emotionalen Befindlichkeit nie direkt etwas mit, sondern erst, nachdem er dies in Beziehung zum Erleben seines Patienten gesetzt hat. Psychoanalytische Therapeutinnen und Therapeuten sind deshalb weder unnahbar oder distanziert, noch verhalten sie sich geschwätzig und aufdringlich. Das richtige Taktgefühl ist einer jener unspezifischen Faktoren in einer therapeutischen Beziehung, die äußerst hilfreich und unerlässlich für alles andere, aber nicht leicht zu beschreiben sind.