Gynäkologie
Tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie

Das tiefenpsychologisch fundierte Verfahren ist eine Therapieform, die für das gesamte Spektrum von psychischen Störungen angewendet wird. Ihre Grundlage ist die analytische Persönlichkeitstheorie. Die therapeutischen Prinzipien haben sich aus der psychoanalytischen Praxis entwickelt und beinhalten die freie Assoziation, Deutung, Übertragung, Gegenübertragung und Widerstand.

Gespräche

Der Schwerpunkt der Behandlung liegt auf Konflikten und Entwicklungsstörungen, die in der aktuellen Lebenssituation des Patienten auftreten und einen unbewussten Konflikt reaktivieren. Anders als bei der Psychoanalyse wird in der tiefenpsychologisch fundierten Psychotherapie eine Begrenzung des Behandlungszieles auf den aktuellen Konflikt vorgenommen. Es handelt sich um ein konfliktzentriertes Vorgehen.

In der therapeutischen Behandlung arbeiten Patient und Psychotherapeut zielorientiert zusammen, die Ziele und Schwerpunkte der Behandlung werden vor und während der Behandlung miteinander besprochen.

Die Dauer einer tiefenpsychologisch fundierten Behandlung liegt zumeist bei 50 - 100 Stunden und findet ein bis zwei Mal wöchentlich statt. Hierbei sitzen sich Patient und Therapeut gegenüber. Art, Häufigkeit und Dauer der Sitzungen werden den Beschwerden des Patienten angepasst. So kann es z.B. manchmal sinnvoll sein, eine Behandlung über mehrere Jahre hinweg zu führen, wobei die Sitzungen dann alle zwei bis drei Wochen stattfinden.

Zur Vertiefung: „Tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie“
Vortrag von Dipl. Psych. Ursula Wodniok vor dem Deutschen Ärztinnen Bund in Frankfurt am Main am 13.11.1996
 

Die tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie und die Psychoanalyse als Behandlungsmethode nehmen Bezug auf die analytische Persönlichkeitstheorie. In der Persönlichkeitstheorie werden allgemeine, für alle Menschen gültige Entwicklungsphasen beschrieben. Dieses Wissen, wie wir Menschen sind, wie wir unsere Umwelt erleben, wie wir in Beziehung zu anderen Menschen treten, hilft dem Therapeuten, sich empathisch in andere Menschen einzufühlen.

Menschen mit psychischen Krankheiten wie Depressionen, irrationalen Ängsten, psychosomatischen Beschwerden, Süchten, Zwängen etc. haben nach der analytischen Krankheitslehre eine oder mehrere dieser Entwicklungsaufgaben nicht erfolgreich durchlaufen. Die psychische Krankheit ist Folge eines Konfliktes, der nicht angemessen gelöst wurde und der durch einen aktuellen Konflikt im Hier und Jetzt reaktiviert wurde oder latent vorhanden ist.

Ein Erwachsener, der als Kleinkind ein Gefühl der Unsicherheit und Angst vor dem Verlust der Mutter oder des Vaters erlebte (z.B. durch eine latent vorhandene Ehekrise seiner Eltern), reaktiviert diese Gefühle, wenn es zu Auseinandersetzungen mit seinem Lebenspartner kommt. Je nach Alter, in dem er diese Verunsicherung als Kind erlebte, wird er heute auf diese Beziehungskrise reagieren. Stand ihm als Kind schon die Sprache zur Verfügung? Oder war er von der Mutter oder dem Vater existentiell abhängig, wie dies ein Säugling ist? Befand er sich gerade in einer Phase trotziger Auflehnung? Der Konflikt im Heute wird mit dem Konflikt von früher in Verbindung gebracht, modelliert die begleitenden Gefühle und reduziert die Fähigkeit, angemessen zu reagieren.

Die tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie setzt an der Verbindung „aktueller Konflikt“ und „unbewältigter, reaktivierter Konflikt“ an und findet so Zugang zu dem leidenden Menschen, der in seiner psychischen Realität angenommen wird. In der Therapie wird mit dem Patienten ein Erkenntnisprozess eingeleitet, der zum Ziel hat, dass der Patient seine heutige Situation entdramatisiert, in dem die Gefühle, die zu der heutigen Situation gehören von denen getrennt werden, die zu der vergangenen Situation gehören. In dem der Therapeut die Angst des Patienten von damals annehmen kann, erleichtert er es dem Patienten, sich mit seinem Lebensschicksal auszusöhnen. Das Krankheitssymptom ist nicht mehr nötig, wenn die psychologische Trennung zwischen dem heutigen und dem vergangenen Konflikt gelingt und der Patient nicht mehr nach dem Muster der Vergangenheit empfinden und handeln muss; damit steht dem Patient sein Problemlösungspotential zur Verfügung.

Die Behandlungstechnik der tiefenpsychologisch fundierten Psychotherapie beginnt mit der Anerkennung der psychischen Realität des Patienten. Hierzu ist es nötig, die Lebensgeschichte des Patienten einfühlend zu würdigen und den Erinnerungsprozess der psychischen Belastbarkeit dem Patienten zu überlassen. Der Therapeut stellt psychologische Verbindungen zwischen dem Heute und dem Gestern her (Deutearbeit), die der Patient annimmt oder zurückweist. Im therapeutischen Prozess nähert sich der Patient seinem früheren Konflikt. Während dieses Prozesses wird der Therapeut mit Beziehungsmustern aus der Kindheit des Patienten konfrontiert, die nicht ihm als realer Person sondern wichtigen früheren Bezugspersonen galten (Übertragung). Diese Beziehungsmuster werden im therapeutischen Prozess dem Patienten deutlich gemacht, so dass der Patient diese auf ihren Realitätsbezug überprüfen kann. Der Therapeut muss seine eigenen Gefühle im therapeutischen Prozess hinterfragen und erkennen, in welcher Beziehung diese zu der Lebensgeschichte des Patienten stehen (Gegenübertragung).